Die Bibel, neu in Sprache gefasst von Jörg Zink, auch Jörg-Zink-Bibel genannt, ist eine Bibelübersetzung von Jörg Zink. Sie bedient sich einer modernen deutschen Sprache.
Zinks Bibel-Übertragungen von 1965 und 1966
Übersetzungsgrundsätze
Zinks „Übertragung“ des Neuen Testaments erschien 1965, eine Auswahl aus dem Alten Testament „in geschichtlicher Folge“ kam 1966 heraus. Dabei griff Zink auf sein 1963 veröffentlichtes Andachtsbuch Womit wir leben können zurück, das eine Auswahl biblischer Texte nach dem Kalenderjahr angeordnet enthält; meist haben die Texte schon 1963 die Gestalt, mit der sie dann in die Bibelausgabe von 1965 bzw. 1966 aufgenommen wurden. Nur sehr knapp informierte Zink den Leser über seine Übersetzungsgrundsätze:
Zink integrierte seine erklärenden Hinzufügungen teilweise in die Übersetzung, teilweise machte er durch Klammern kenntlich, dass es sich nicht um den Bibeltext, sondern um seinen Kommentar handelt. In den Evangelien fand Zink eine lebendige Gegenwartssprache, die dem nichtliterarischen Griechisch des Originals nach Einschätzung Gerhard Krauses gut gerecht wurde; kompliziertere Gedankengänge in den neutestamentlichen Briefen habe er mit seiner Art von Übertragung aber schlechter erfassen können.
Überschriften
Die von Zink hinzugefügten Überschriften sind durch Sperrdruck sehr auffällig und zeigen die erbaulichen Tendenzen des Verfassers deutlich, zum Beispiel leiten in den ersten drei Kapiteln des Römerbriefs folgende Überschriften das Verständnis des Lesers:
- „Eine Welt ohne Gott“
- „Ein wenig schmutzige Lust“
- „Ein unaufhörlicher Kampf“
- „Eine Fassade aus Moral“
- „Ein Rest religiöser Sitte“
- „Gefangenschaft in der Schuld“
- „Nur ein Weg führt ins Freie“
Einleitungsfragen
Bei der Anordnung alttestamentlicher Texte „in geschichtlicher Folge“ teilte Zink die Geschichte Israels in 14 Perioden ein, verfuhr dabei aber nach eigenen Angaben „nicht wie ein Historiker“. Krause interpretiert das so: Zink wolle den Leser von einem Konzept der Heilsgeschichte überzeugen. Den Schriften des Neuen Testaments stellte Zink knappe Verfasserangaben voraus, wobei er selektiv Erkenntnisse der historisch-kritischen Exegese aufnahm: Das Johannesevangelium wurde wahrscheinlich nicht von dem Jünger Johannes verfasst, den sekundären Schluss des Markusevangeliums übersetzte Zink nicht. Aber das Matthäusevangelium beruht laut Zink auf Niederschriften des Zöllners Matthäus, das Markusevangelium schrieb Johannes Markus als Begleiter des Simon Petrus nach dessen Erinnerungen nieder, und der Verfasser des Lukasevangeliums ist der Arzt und Paulusbegleiter Lukas. Dass die Deuteropaulinen und die Pastoralbriefe nach exegetischer Mehrheitsmeinung nicht von Paulus stammen, wird sprachlich verschleiert. Dass die beiden Petrusbriefe vom Apostel Petrus stammen, wird von historisch-kritischen Exegeten abgelehnt. Zink bekräftigte die ihm offenbar wichtige apostolische Verfasserschaft dadurch, dass er in beiden Fällen „Petrus“ als Unterschrift zum Bibeltext hinzufügte. Wegen dieses selektiven Umgangs mit der Bibelwissenschaft kritisierte Krause in Zinks Neuem Testament eine „Festigung konservativer Anschauungen mit pseudohistorischen Mitteln.“
Leseprobe
Zum Vergleich der Text der Lutherbibel in der revidierten Fassung von 1956:
Die Bibel, neu in Sprache gefasst (1998)
Nach zahlreichen Veröffentlichungen einzelner neutestamentlicher Schriften in seiner Art der paraphrasierenden Übersetzung fasste Jörg Zink diese Texte 1998 unter dem Titel Die Bibel zusammen. Es handelt sich allerdings um eine Auswahlbibel, die das ganze Neue Testament, aber nur etwa ein Drittel des Alten Testaments umfasst. Die Ausgabe von 1998 nähert sich, von der Paraphrase der Übertragungen 1965 und 1966 herkommend, wieder einer philologisch genauen Übersetzung, die aber weiterhin frei eigene Akzente setzt. Der Rezensent der Deutschen Bibelgesellschaft würdigt im Neuen Testament von 1998 eine „eindringlich-knappe Wiedergabe von meditativer Qualität“, dabei erreiche Zink ein höheres Sprachniveau und habe sich der Lutherbibel stärker angenähert. Zink erreiche mit dieser Neuausgabe Leser, die auf anspruchsvollem Niveau den Bibeltext tiefer verstehen wollten und nicht schnelle Information suchten.
Leseprobe
Ausgaben
- Das Neue Testament. Übertragen von Jörg Zink. 12. Auflage. Kreuz Verlag, Stuttgart 1990, ISBN 3-7831-0670-2. (Erstausgabe 1965)
- Das Alte Testament. Ausgewählt, übertragen und in geschichtlicher Folge angeordnet von Jörg Zink. 12. Auflage. Kreuz Verlag, Stuttgart 1992, ISBN 3-7831-0293-6. (Erstausgabe 1966)
- Die Bibel, neu in Sprache gefaßt von Jörg Zink. Kreuz Verlag, Stuttgart 1998, ISBN 3-7831-1598-1 (durchgehend bebilderte Ausgabe; als E-Book im ABW-Verlag, Berlin 2014, ISBN 978-3-86474-088-6).
- Die Bibel, neu in Sprache gefasst von Jörg Zink. Kreuz Verlag, Freiburg i.Br. 2012, ISBN 978-3-451-61174-2.
Literatur
- Gerhard Krause: Die Übertragung der Bibel in verständliche Sprache durch Jörg Zink. In: Praktische Theologie 4/3 (1969), S. 230–260.
- Gerhard Krause, Tim Schramm: Die Übertragung der Bibel in verständliche Sprache durch Jörg Zink: kritische Erwägungen aus theologischer Sicht mit der anschließenden Diskussion zwischen Jörg Zink und Gerhard Krause. Furche-Verlag, Berlin 1969.
Weblinks
- Deutsche Bibelübersetzungen im Vergleich. Deutsche Bibelgesellschaft; abgerufen am 24. Juli 2022
Anmerkungen




