Christian Ernst Bernhard Morgenstern (* 29. September 1805 in Hamburg; † 26. Februar 1867 in München) war ein deutscher Landschaftsmaler. Morgenstern wird als einer der bedeutendsten Vertreter des frühen malerischen Realismus in Deutschland angesehen. Diesen Ruf erwarb er, zusammen mit dem ein Jahr jüngeren Adolph Friedrich Vollmer, schon in Hamburg 1826–1829 während beider Studienzeit und dann ab 1830, zusammen mit Wasmann, Dahl und Menzel in München, nach seiner Übersiedelung dorthin.
Familie
Morgenstern wurde als drittes von sechs Kindern des Hamburger Miniaturmalers Carl oder Johann Heinrich Morgenstern (1769–1813) und der späteren (ab 1812) Hamburger Stadtleichenfrau Anna Maria geb. Schröder (1773–1855) geboren. Er heiratete 1844 Louise von Lüneschloß (1804–1874), Pflegetochter des Miniaturmalers Carlo Restallino. Das einzige Kind dieser Ehe war der spätere Landschaftsmaler Carl Ernst Morgenstern (1847–1928), Vater des Dichters und Schriftstellers Christian Morgenstern (1871–1914). Diese Familie Morgenstern ist mit der Frankfurter Malerfamilie Morgenstern, die mit dem Hofmaler Johann Christoph Morgenstern (1697–1767) als gemeinsamem Vorfahren aus Rudolstadt/Thüringen stammt, verwandt.
Leben
Nach dem frühen Tode des Vaters kam der junge Morgenstern zur Lehre in die Grafikwerkstatt der Gebrüder Suhr. Cornelius Suhr nahm ihn 1818 als seinen Gehilfen und Knecht mit auf eine zweijährige Reise durch ganz Deutschland, auf der Suhr die Panoramen der Werkstatt vorführte und auf der Ansichten für weitere Panoramen skizziert wurden. 1822 folgte eine Russlandreise. Sie blieben ein Jahr lang in St. Petersburg, dann Weiterfahrt nach Moskau und Rückfahrt über Reval und Riga. Nach der Rückkehr erzwang Morgenstern die Trennung von Suhr und wurde 1824, auf Anraten von jungen Malerfreunden, Schüler von Siegfried Bendixen (1824–1827) in Hamburg. Morgenstern vollendete seine Ausbildung an der Akademie in Kopenhagen (1827/28) und unternahm mehrmonatige Studienfahrten durch Schweden und Norwegen.
Durch Bendixen lernte er den Freiherrn von Rumohr kennen, Förderer junger Hamburger Künstler, auf dessen Gut in Holstein er mehrere Sommer verbrachte. Auf Rat Rumohrs ging er 1830 nach München und gewann dort große Anerkennung. Zu seinen Schülerinnen gehörte die Malerin Therese Weber. Morgenstern unternahm regelmäßig Studienreisen in die Umgebung; den Sommer 1836 und auch folgende Sommer verbrachte er im Elsass als Gast eines kunstsinnigen Mäzens.
Im Herbst 1839 kehrte er nach Hamburg zurück. 1840 wurde er Mitglied des Hamburger Künstlervereins von 1832 und verblieb in Hamburg bis zum Frühjahr des Jahres. 1841 folgte eine Reise mit dem Landschaftsmaler Eduard Schleich über Innsbruck und Bozen nach Venedig und Triest; 1843 und 1849 Reisen ins hintere Zillertal. Es folgte im Sommer 1850 ein Aufenthalt auf Helgoland. Seit 1853 verbrachte Morgenstern die Sommer meist in Dachau, später, ab 1860, oft mit Familie und Freunden am Chiemsee und Starnberger See. 1860 wurde Morgenstern zum Ritter des Verdienstordens vom heiligen Michael ernannt.
Grabstätte
Die Grabstätte von Christian Morgenstern befindet sich auf dem Alten Südlichen Friedhof in München (Gräberfeld 16 – Reihe 1 – Platz 5) Standort.
Bedeutung
Als 1835 Carl Rottmann aus Griechenland zurückkehrte, entwickelte sich eine enge, lebenslange Freundschaft. Beide Künstler beeinflussten sich gegenseitig. Anton Teichlein äußerte sich dazu in seiner Grabrede 1867:
Sechzig Jahre später beurteilte Paul F. Schmidt Rottmanns Einfluss völlig anders:
Helmut R. Leppien rühmt Morgensterns frischen genauen Blick vor allem in seinen frühen Naturstudien, „den kleinen, unscheinbaren Bildern“ (im Gegensatz zu den von den Käufern geschätzten „Stimmungslandschaften“): die Wiedergabe der „Verwandlung der Lokalfarbe durch den Wechsel des Lichts [und …] der Lichtreflexe“, die Erfassung der „Lebendigkeit des Lichtspiels“, der Morgenstern in seinen Bildern Dauer verleiht.
Werke (Auswahl)
- Buchen – Frederiksdal bei Kopenhagen, 1828, Hamburger Kunsthalle
- Wasserfall in Oberbayern, 1830, Hamburger Kunsthalle
- Bäume am Wasser (Bayerische Landschaft?), 1832, Museo Thyssen-Bornemisza
- Landschaft am Abend, 1848, Privatsammlung
- Gehöft unter Bäumen (Dachau-Etzenhausen), um 1855, Bayerische Staatsgemäldesammlungen
- Dorf bei Dachau, 1859, Hamburger Kunsthalle
- Küste von Helgoland, 1863, München: Schack-Galerie
- Mondaufgang an der Elbe, 1864?, Verbleib unbekannt
- Heidelandschaft in Oberbayern – Öl auf Pappe 32,5 × 41,8 cm – Kunsthalle, Hamburg
Auswahl von Werken, zeitlich geordnet
Ausstellungen (Auswahl)
- 2018: Faszination Norwegen. Landschaftsmalerei von der Romantik bis zur Moderne (4. März bis 29. August), Museum Kunst der Westküste und Augustinermuseum.
- 2019: Hamburger Schule – Das 19. Jahrhundert neu entdeckt (12. April bis 14. Juli), Hamburger Kunsthalle
Literatur
- Andreas Andresen: Die deutschen Maler-Radirer (Peintres-Graveurs) des neunzehnten Jahrhunderts nach ihren Leben und Werken. Band 2, Weigel, Leipzig 1872, S. 221–249 (digitale-sammlungen.de).
- Morgenstern Christian Ernst Bernhard. In: E. Bénézit: Dictionnaire critique et documentaire des Paintres Sculpteurs Dessinateurs et Graveurs. Band 9, Gründ, Paris 1999.
- Rudolf M. Bisanz: Morgenstern, Christian (Ernst Bernhard). In: Grove Dictionary of Art. Band 22, 1996, S. 112–113.
- Walter H. Dammann: Panorama und Tafellandschaft – Anfänge und Frühzeit der Landschaftsmalerei in Hamburg bis 1830. Druck Lütcke & Wulff (Vertrieb Commetersche Kunsthandlung), Hamburg 1910, 89 S. u. 12 schwarz-weiß Abb.
- John Denison Champlin, Charles C. (Charles Callahan) Perkins: Morgenstern, Christian Ernst Bernhard. In: Cyclopedia of painters and paintings. Band 3: Laar–Quost. Carl Scribner’s sons, New York 1913, S. 295 (englisch, Textarchiv – Internet Archive).
- A. Holck: Morgenstern, Christian Ernst Bernhard. In: Christian Blangstrup (Hrsg.): Salmonsens Konversationsleksikon. 2. Auflage. Band 17: Mielck–Nordland. J. H. Schultz Forlag, Kopenhagen 1924, S. 293 (dänisch, runeberg.org).
- Hyacinth Holland: Morgenstern, Christian. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 52, Duncker & Humblot, Leipzig 1906, S. 474–478.
- Choung-Hi Lee-Kuhn: Morgenstern, Christian Ernst Bernhard. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 18, Duncker & Humblot, Berlin 1997, ISBN 3-428-00199-0, S. 103 f. (Digitalisat).
- Helmut R. Leppien: Licht, Farbe und bewegendes Leben. In: Im Lichte Caspar David Friedrichs – Frühe Freilichtmalerei in Dänemark und Norddeutschland. / Baltic Light / Lumière du Nord. Katalog zur Ausstellung 1999/2000 in der National Gallery of Canada, Ottawa, der Hamburger Kunsthalle und dem Thorvaldsens Museum, Kopenhagen.
- Alfred Lichtwark: Herrmann Kauffmann und die Kunst in Hamburg von 1800-1850. Verlagsanstalt für Kunst und Wissenschaft, München 1893; Nachdruck der Originalausgabe: SEVERUS Verlag, Hamburg 2013 (partielles Digitalisat).
- Martina Mauss: Christian E. B. Morgenstern (1805–67). Ein Beitrag zur Landschaftsmalerei der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Diss. Marburg 1969.
- Georg Kaspar Nagler: Neues allgemeines Künstler-Lexicon oder Nachrichten von dem Leben und den Werken der Maler, Bildhauer, Baumeister, Kupferstecher, etc. Band 9, E. A. Fleischmann, München 1840, S. 468–469 (Textarchiv – Internet Archive).
- Georg Nordensvan: Morgenstern, Christian. In: Theodor Westrin (Hrsg.): Nordisk familjebok konversationslexikon och realencyklopedi. 2. Auflage. Band 18: Mekaniker–Mykale. Nordisk familjeboks förlag, Stockholm 1913, Sp. 1102 (schwedisch, runeberg.org).
- Paul F. Schmidt: Morgenstern, Christian Ernst Bernhard. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 25: Moehring–Olivié. E. A. Seemann, Leipzig 1931, S. 148–149 (biblos.pk.edu.pl).
Weblinks
- Morgenstern in der Artcyclopedia
- Grafik von Christian Morgenstern aus der Sammlung des British Museum
Einzelnachweise und Anmerkungen




